Auszug aus der Novelle:
En cactus springer du - Ein Kaktus erblüht
Herbst
Wälder erprangen in herrlichster Tracht,
Früchte verschönen des Blätterwerks Pracht,
Reicher vermögen sie nicht sich zu schmücken,
Können nicht näher dem Ziele zurücken,
Fanden ihr Ziel.
Herbstwinde kommen verschlagen und feig.
Streicheln die hangenden Blätter am Zweig,
Bringen von milderen Lenzwinden Grüße,
Höhnisch Erinnerung an sprossende Küsse,
Grünendes Laub.
Sehnsuchtsvoll denkt jetzt ein jedes Blatt,
Wie in der Knospe geträumt es hat.
Denkt auch des Tags, wo befreit es sich streckte
Aufwärts zum Lichte, das freundlich es weckte,
Küsste es grün.
Einmal durchleben noch will es die Zeit,
Wiegt sich im Winde, und hell ist sein Kleid,
Doch ist der Lenzfarbe Frische geschwunden,
Welk ist es jetzt und kann nie mehr gesunden.
Fand ja sein Ziel.
Herbstwinde gehn ihren heerenden Gang,
Heulen den Blättern den spottenden Sang:
»Geht ihr in Kindheit, so seid ihr zu alt,
Nieder aus allem Gezweige ihr fallt.
Fandet das Ziel.«
Doch in dem Laubfall ist manches Blatt,
Das sich zusammengerollt wieder hat,
Wie in der Knospe geschlossen es lag,
Träumen es noch nicht entsagen mag,
Träumen vom Lenz.
Stimmungen
I.
Im Raum, dem gewaltigen, wiegt sich
Die Erde, ein schwankendes Blatt,
Und ich bin ein Staubkorn, das funkelt,
Weiß Gott, woher Feuer es hat?
Und dennoch ist das Sonnsystem,
Gewiegt in des Äthers Bad,
Ein Kräuseln in meiner Gedanken Meer,
Wer wohl es verursacht hat?
II.
Gedanken haben mich erhoben,
Und Stimmungen mich tief beglückt,
Zum lichten Strand des Geists getragen,
Den klar die Wahrheitssonne schmückt.
Ich wiegte mich auf Schönheitsmeeren
Und lauschte ihrem Wogenklang.
Der Tiefe feine, klare Perlen
Hab ich geholt auf meinem Gang.
Mein Leben war wohl reich an Sorgen,
Doch Freuden barg auch seine Qual;
Und ward geschlagen ich im Kampfe,
Ich siegte auch auf mancher Wal.
Und doch, ich gäbe gern mein Stürmen
In diesem stolzen Tanze hin
Und tauschte freudig Geisteskräfte
Mit eines Bauern stumpfem Sinn.
O welche Ruhe, nur zu sehen,
Was sich in blödes Auge bohrt,
An Wertlosem den Wert zu finden
Und zu belachen kluges Wort.
Und schließlich ruhig hinzuschlummern,
In Träumen von der Seligkeit,
Von Wiedersehn mit toten Frauen
Und von des Sonntags Ewigkeit.
Eine Arabeske
Irrtest du in dunklen Wäldern?
Kennst du Pan?
Ich fühlte ihn,
Nicht in den dunklen Wäldern,
Wo alles Schweigende sprach,
Nein! Den Pan hab ich nie gekannt.
Doch der Liebe Pan hab ich gefühlt,
Da schwieg alles Redende.
In sonnenwarmen Strichen
Wächst ein seltsames Kraut;
Nur in tiefstem Schweigen,
Unter tausend heißer Strahlen Brand,
Öffnet es die Blüte
In flüchtiger Sekunde.
Die sieht aus wie eines Irren Auge,
Wie einer Leiche rote Wangen:
Sie hab ich gesehen
In meiner Liebe.
Mein Lieb war wie des Jasmines süß duftender Schnee,
Mohnblut rann in ihren Adern,
Die kalten, marmorweißen Hände
Ruhten in ihrem Schoß
Wie Wasserlilien in dem tiefen See.
Ihr Wort fiel weich
Wie der Apfelblüte Blätter
Auf das taufeuchte Gras;
Doch gab es Stunden,
Wo es kalt und klar sich wand
Wie des Wassers steigender Strahl.
Seufzen klang in ihrem Lachen,
Jubel in ihrem Weinen;
Vor ihr musste alles sich beugen –
Nur zwei wagten ihr zu trotzen:
Ihre eigenen Augen.
Aus der giftigen Lilie
Blendendem Kelch
Trank sie mir zu,
Ihm, der tot ist,
Und ihm, der jetzt zu ihren Füßen kniet.
Mit uns allen trank sie
– Und dann war der Blick ihr gehorsam –
Den Gelöbnisbecher nie wankender Treue
Aus der giftigen Lilie
Blendendem Kelch.
Alles ist vorbei!
Auf der schneegedeckten Fläche
In dem braunen Walde
Wächst ein einsamer Dornbusch,
Den Winden gehört sein Laub.
Eine nach der andern,
Eine nach der andern,
Tropft er die blutroten Beeren
In den weißen Schnee,
Die glühenden Beeren
In den kalten Schnee –
Kennst du Pan?
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