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Zur Geschichte der Breiten Föhre
Ein Naturdenkmal


Viel hat die "Breite Föhre" schon gesehen und erlebt. In einem Frühjahr vor mindestens 450 Jahren erblickte sie als kleines Pflänzchen erstmals das Licht der Welt.
Ihre Geburtsstunde fällt somit in die Zeit vom Übergang des Mittelalters in die Neuzeit.
Christoph Columbus hatte wenige Jahre zuvor die "Neue Welt" entdeckt und damit ein neues Zeitalter eingeleitet.
Für Mödling bedeuteten die Jahre um 1550 den Wiederaufbau nach den verheerenden Verwüstungen durch die Türkenbelagerung von 1529.

Unbeirrt von den Wirren der Geschichte wuchs die "Breite Föhre" über die Jahrhunderte zu einem stattlichen Baum heran mit ihren weit ausladenden Ästen.
Sie hatte einen Stammdurchmesser von 140 cm, ihre Krone hatte eine Spannweite von fast 20 m

Die älteste bekannte Erwähnung der "Breiten Föhre" findet sich 1839 in W. Schmidls Buch "Wiens Umgebung nach eigenen Wanderungen geschildert":
"An ihrem Fuße, wahrscheinlich durch Muthwillen bis tief in das Mark hinein verkohlt, breitet sie ihre Arme weithin aus und spendet unter der Hürde des weiten
Nadeldachs kühlen Schatten, in denen sichs behaglich ruht. (...) Mit Recht ist dieser freundliche Punkt ein Lieblingsspaziergang der Medlinger und der Brühler Sommergäste..."
 


 



Diese Biedermeieridylle hat den Maler Ludwig Friedrich Schnorr von Carolsfeld (1788-1853)
zu diesen wunderbaren Bild inspiriert.
Zu sehen ist es in der Österreichische Galerie im Oberen Belvedere.


 

In den folgenden Jahrzehnten hat es viele weitere namhafte Künstlerinnen und Künstler wie
Broncia Koller aus dem Klimtkreis (Holzschnitt um 1900), Broncia Koller-Pinell
(*25. Februar 1863 in Sanok, Galizien; † 26. April 1934 in Wien), Hans Essinger (1918),
sowie Josef Seger, Karl Matzner und Karlheinz Pilcz zu berühmten Gemälden inspiriert.
Die Legende will auch wissen, dass Franz Schubert und Ludwig van Beethoven unter der wohl
bedeutendsten Föhre Österreichs Ruhe und künstlerische Intuition gesucht haben.

Auch in der Sagenwelt erscheint sie auf: Die Sage vom Riesen Bockerlfraß auf dem Anninger.

 


Nicht nur zu Gemälden und Sagen inspirierte dieser Baum, auch ein Gedicht gibt es. Es ist von einem Mödlinger Bürger.

Die Breite Föhre

Einst stand sie da als Lebensbaum,
inmitten auf der Wiese,
dem Wanderer schien sie wie ein Traum,
ein gar mächtiger hünenhafter Riese.

Als "Breite Föhre" war sie bekannt,
geformt aus tausenden von Künsten,
gemalt wie aus des Schöpfers Hand,
widerstand so manchen Brünsten.

Fast zwanzig Meter misst sie breit,
so gewaltig war ihr Haupt, die Krone,
es pilgerten Menschen, nah und weit,
und ruhten an ihrem Stamm, zum Lohne.

Ein viel besuchter Wahlfahrtsbaum,
ein Marterl, hing an ihrem Holze,
andächtig ruhig, um ihr der Raum,
so stand sie da, in ihrem Stolze.

Kein Künstler, entkam je ihrem Bann,
Beethoven komponierte in ihrem Schatten,
Schubert, schrieb so gut er kann,
Grillparzer, Raimund, Verse voll Poesie dort hatten.

Vom edlen Gruß, der Wandersleut,
bleibt nur mehr die Bekanntschaft,
ich kenn keinen, dem es nicht gereut,
ihr Fehlen in der Landschaft.


©
Hermann Marx
Danke, dass ich es verwenden darf.

 


1988 starb der 450 Jahre alte Baum ab. 1992 wurde  die "Breite Föhre auf Initiative mehrerer Künstler unter Mithilfe der Stadtgemeinde Mödling
konserviert. Der Zahn der Zeit hatte dem Baum bereits arg zugesetzt, und er drohte trotz dieser Maßnahme gänzlich zu verfallen.
 

1997 erklärte sich das Land Niederösterreich bereit, die Schirmherrschaft über diesen berühmten Baum zu
übernehmen.

Am 14. Jänner 1997 wurde die "Breite Föhre" Stück für Stück, Ast für Ast, für den Wiederaufbau fachkundig
nummeriert, unter reger Anteilnahme durch Bevölkerung, Gemeindevertretern und Presse abgetragen,
um anschließend nach St. Pölten transportiert zu werden.


Als Natur- und Kulturdenkmal ist die "Breite Föhre" und mit ihr ein Teil Mödlinger Geschichte in der
Landeshauptstadt an prominenter Stelle im Landesmuseum wieder auferstanden und bleibt der Nachwelt als
Erinnerung an längst vergangene Jahrhunderte erhalten.


 


Mödling gilt als die "Perle des Wienerwaldes". Der "Perlenschutz" wird auch sehr ernst genommen.
Wie ernst, zeigt sich unter anderem im Baumschutz. Es wurde ein Baumkataster erstellt und in diesem sind heute ca. 6000 Bäume erfasst.
Diese Bäume werden regelmäßig auf Standsicherheit, Vitalität geprüft, und bei Bedarf werden Pflegemaßnahmen eingeleitet.
Von den vielen Bäume sind 9 Bäume unter Naturschutz gestellt worden.

                                                     (Auch darin, meine ich, ist Mödling eine kleine Stadt ganz groß.)

 



 
Nun musste sich ein solches Naturdenkmal der Baum Nr. 5511 der Götterbaum auch Himmelsbaum
oder Bitteresche genannt (engl. Tree of Heaven), aus Altersgründen "verabschieden".
Wie in der Homepage der Stadtgemeinde Mödling zu lesen war: Ein "alter Mödlinger" muss gehen.
Der Götterbaum am Bahnhof muss gefällt werden."
Sein älterer "Bruder", der Baum Nr. 5513 mit einem Stammumfang von 325cm und einem geschätzten
Alter von 120 Jahren, ist Dank der professionellen Betreuung noch immer eine Wohltat für das Auge.

Wer mehr Information bekommen will über diese spezielles Thema, (Naturschutz in Mödling) ein Klick
auf das Wappen der Stadtgemeinde Mödling Stichwort: Umwelt und Natur und schon bekommt man eine Fülle von Informationen.