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Die Awaren
Die Awaren sind ein Volk in Dagestan und Aserbaidshan, das die kaukasische Sprache Awarisch spricht. Die Awaren sind ein anthropologisch stark gemischtes Volk, in dem sowohl mongolide als auch europide Typen vertreten sind. Sie lebten ursprünglich als Nomaden, wurden später jedoch sesshafte Viehzüchter und Ackerbauern.
Die von den Türken bedrängten Awaren wanderten ab 552 n. Chr. nach Westen aus. 558 wurden sie Föderaten von Byzanz.
An der Seite der Langobarden kämpften die Awaren 566 gegen die ungarischen Gepiden und besiedelten anschließend das Karpatenbecken. Nachdem die Langobarden 558 nach Italien ausgewandert waren, übernahmen die Awaren die Alleinherrschaft Pannoniens.
Ende des 6. Jahrhunderts erstreckte sich das Territorium der Awaren von der Wolga bis hin zur Ostsee. Sie forderten enorme Tributzahlungen vom Byzantinischen Reich.
Während dieser Periode waren die Awaren unter ihrem Herrscher Baian Khan wahrscheinlich die stärkste Macht in Europa. Sie beeinflussten die Entwicklung weiter Teile des Kontinents, da sie einen Großteil der Westslawen in die Gebiete drängten, die sie seither besiedeln.
Nach dem Tod Baians schwand die Macht der Westawaren durch Angriffe der Slawen und Bulgaren.
791 und 803 wurden sie von Karl dem Großen endgültig geschlagen. Ethnisch gingen
die Awaren in den Slawen und den später zugewanderten Magyaren auf.
Funde in Mödling
Einige Jahrzehnte nach Abzug der Langobarden war unser Gebiet unter die Oberherrschaft der Awaren gelangt. Für diese Zeit, aus der es keine schriftlichen Überlieferungen gibt, kann Mödling mit hervorragendem Fundgut vom großen awarenzeitlichen Friedhof "An der goldenen Stiege" Licht ins Dunkel der Geschichte bringen.
In den Jahren 1968 – 1975 wurden rund 500 Körpergräber mit etwa 4000 Beigaben geborgen. Diese wurden aufgrund ihrer typischen Verarbeitung und Form von der Mitte des 7. bis zum Anfang des 9. Jahrhunderts datiert und stellen heute eine der wertvollsten österreichischen Sammlungen aus dieser Zeit dar.
Besonders hervorzuheben sind 40 awarische Prunkgürtel. Sie stellten Würdezeichen ranghoher Männer dar. Ihre Lederriemen waren mit kunstvollem Metallzierat geschmückt. In den Männergräbern wurde außerdem eine große Zahl verschiedener Waffen gefunden, darunter auch Reste von awarischen Reflexbögen, den gefürchteten Waffen des Reitervolkes der Awaren.
Unter den Beigaben in den Frauengräbern faszinieren Diademe, Perlenketten, präzise gearbeitete Knochenkämme, Ohr- und Fingerringe aus Bronze, Silber und Gold sowie Mantelschließen. Eine von diesen ist ein überaus wertvolles, einmaliges historisches Dokument, denn sie zeigt auf ihrer vergoldeten Vorderseite die einzige bekannte authentische Darstellung eines awarischen Bogenschützen mit seinem Reflexbogen, seiner Kleidung und seiner Haartracht.
Bilder: ©Museum Mödling
Awarenzeitliches Grab eines Kriegers. In dem Tontopf zu seinen Füßen befanden sich Lebensmittel.
Präzise gearbeiteter und hervorragend erhaltener awarischer Kamm aus Knochen, mit Zirkelverzierungen.
Bronzebeschläge eines awarischen Prunkgürtels mit der Fabelfigur des Greifs.
Auf der Riemenzunge eine Tierszene.
Das absolute Prunktück!
Das Bildrelief der Verschlussscheiben stellt die e r s t e n Abbildungen von Awaren dar.